Bildung gegen Rechtsextremismus
Bildungs- und Seminarangebote zu Nationalsozialismus / Rechtsextremismus / Demokratie und Vielfalt
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Bildungsangebote gegen Rechtsextremismus - ein Projekt der Bundeszentrale für politische Bildung

Nationalsozialismus: Zerstörung der Vielfalt, Abschaffung der Demokratie. Das Jahr 1933

Unterrichtsmodul 1 (2-4 Unterrichtsstunden)

  • Informationen für LehrerInnen zu diesem Modul

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    Thematische Einführung: Am 30. Januar 1933 hatte Reichspräsident Paul von Hindenburg den Vorsitzenden der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei (NSDAP), Adolf Hitler, zum neuen Reichskanzler ernannt. Die Nationalsozialisten schafften in nur wenigen Monaten die Demokratie ab: Sie schalteten politische Gegner mit Gewalt aus und nutzten die staatlichen Machtinstrumente, um ihre menschenverachtenden Ideologien und ihren absoluten Führungsanspruch durchzusetzen. Einige wichtige Etappen hin zur nationalsozialistischen Diktatur sind: Der „Schießerlass“ vom 17. Februar (legitimierte den Gebrauch der Schusswaffe gegen alle politischen Gegner), das In-„Schutzhaft“-Nehmen von Regierungsgegner, der Erlass der Reichstagsbrandverordnung vom 28. Februar (verfassungsmäßige Grundrechte wurden außer Kraft gesetzt), die Wahl vom 5. März (nicht mehr demokratisch abgehalten), das Ermächtigungsgesetz (nun konnte die Regierung Gesetze ohne Zustimmung von Reichstag und Reichsrat verabschieden), die Zerschlagung der Gewerkschaften, die Bücherverbrennung, der Erlass des „Arierparagraphen“ und schließlich ab August 1934 die Vereidigung der Reichswehr auf die Person Hitlers. Damit waren spätestens im Sommer 1934 Demokratie und Pluralismus und mit ihnen zahlreiche Biographien in Deutschland zerstört.

    Weiterführend: Die Etablierung der NS-Herrschaft (Jan. 1933 bis August 1934), Deutsches Historisches Museum, Berlin

    Methodisch-didaktische Hinweise: Die Unterrichtseinheit hat zum Ziel, Etappen und Elemente der Abschaffung der Vielfalt und Demokratie im Jahr 1933 durch die Nationalsozialisten aufzuzeigen. Dafür werden Etappen und Elemente der Nationalsozialisten hin zur Etablierung der nationalsozialistischen Diktatur ebenso wie persönliche Lebensgeschichten betrachtet. Es wird ein besonderer Schwerpunkt auf die „Presse“ (Presse- und Meinungsfreiheit, Gleichschaltung der Presse) gelegt.

    Die SchülerInnen erarbeiten zunächst in Kleingruppenarbeit zentrale Elemente der NS-Ausgrenzungs- und Zerstörungspolitik. Der Blick ist perspektivenreich: So werden

    • historische Dokumente (Reichstagsbrandverordnung, Schriftleitergesetz und Aufruf von prominenten Persönlichkeiten für Presse- und Meinungsfreiheit mit der Veranstaltung „Das freie Wort“, ein NSDAP-Wahlplakat),

    • historische Reden (Rede des NS-Propagandaminister Goebbels zum Schriftleitergesetz, „Bekenntnis zur sozialen Republik“ von Thomase Mann),

    • fachwissenschaftliche Texte (u.a. über die Gleichschaltung der Presse)

    • und persönliche Lebensgeschichten (Ausbürgerung und Berufsverbote von Albert Einstein, Theodor Wolff, Clara Schuch und Carl von Ossietzky) betrachtet.

    Die Unterrichtseinheit vermittelt fachliche und soziale Kenntnisse und sensibilisiert für eine Wertschätzung der Errungenschaften der Demokratie. Sie soll zu einer kritischen Reflektion aktueller Tendenzen der Ausgrenzung und der Einschränkung demokratischer Rechte anregen.

    Praktische Hinweise: Sorgen Sie dafür, dass in jeder Kleingruppe eine internetfähiges Gerät vorhanden ist (Computer, Laptop, Tablet, Smartphone) und ermöglichen Sie den SchülerInnen den Zugang zum Wlan-Netzwerk der Schule.

    Schritte:

    1. Zunächst teilen Sie die SchülerInnen in fünf Kleingruppen (etwa durch Durchzählen 1-5) ein.

    2. Die Kleingruppen beschäftigen sich jeweils mit einem Thema und den dazugehörigen Aufgabenstellungen. Sie arbeiten sich in ihr Thema sowohl anhand von Arbeitsblättern als auch ggf. durch (z.T. vorgegebene) Internetrecherche ein, besprechen zentrale Ergebnisse und halten diese in Form von Stichpunkten (für einen Kurzvortrag) und eines Plakates fest.

    * Jeder Schüler soll sich darauf vorbereiten, die Ergebnisse komplett vorstellen zu können. Damit wird sichergestellt, dass sich alle Schülerinnen mit den zentralen Inhalten ernsthaft beschäftigen. Per Zufall wird ein Vortragender bestimmt. Es können z.B. Karten gezogen werden oder die Lehrerin kann etwa danach fragen, wer als nächstes Geburtstag hat, oder denjenigen ermitteln, der im Haus mit der höchsten Hausnummer wohnt.

    3. Abschließend stellen die Gruppen ihre Ergebnisse im Klassenverbund vor. Das erarbeitete Plakat wird dazu an die Tafel bzw. einer Stellwand befestigt.

    Alternativ können die Ergebnisse in einem „Museumsrundgang“ vermittelt werden.

    Ergänzende Tipps:

    Thema 4: Für eine erweiterte Recherche, können weitere interessante Persönlichkeiten für recherchiert werden, z.B.: Georg Bernhard, Friedrich Stampfer, Helmut von Gerlach, Sebastian Haffner, Carl von Ossietzky.

    Mehr als 200 ausgewählte Lebensgeschichten zum Thema „Zerstörte Vielfalt im Nationalsozialismus“ finden sie einer im Jahr 2013 von Kulturprojekte Berlin erstellten Portraitseite des Berliner Senats.


Arbeitsaufträge (für alle Gruppen)


  1. Erarbeiten Sie in Gruppenarbeit Ihr Thema.

  2. Gestalten Sie  mit Ihrer Gruppe ein Überblicksplakat, notieren Sie Stichpunkte für eine Präsentation.

  3. Präsentieren Sie Ihre Ergebnisse in einem Kurzvortrag vor der Klasse.


Arbeitsaufträge (gruppenbezogen, Gruppen 1-3)


Thema 1. Überblick: Presse im Nationalsozialismus (NS)

  1. Informieren Sie sich anhand Arbeitsblatt 2 (AB2) über die Presse im Nationalsozialismus.

  2. Recherchieren Sie Eckdaten zu den Lebensläufen von Joseph Goebbels (Aufklärung und Propaganda), Max Amann (NS Presse und Verlage) und Otto Dietrich (Reichspresse).

  3. Entwerfen Sie ein Schaubild zur Verteilung der Presseaufgaben auf diese Personen.


Thema 2. Außerkraftsetzung der Grundrechte

  1. Informieren Sie sich anhand AB1 und AB3 über die „Reichtagsbrandverordnung“ (28.02.1933).

  2. Recherchieren Sie die Kommentare der Zeitungen, nutzen Sie hierzu http://pressechronik1933.dpmu.de (unter Kalendereintrag: 29.02.1933).

  3. Notieren Sie unterschiedliche Pressestimmungen.


Thema 3. Entwicklung und Abschaffung der Zeitungsvielfalt

  1. Informieren Sie sich über die Entwicklung der Zeitungen nach 1918 und im NS anhand AB2.

  2. Recherchieren Sie: Vorwärts, Berliner Tageblatt, Rote Fahne und Dortmunder General-Anzeiger, Völkischer Beobachter.

  3. Erstellen Sie einen Zeitstrahl. Notieren Sie dabei auch das Gründungsjahr und die generelle Ausrichtung (liberale, konservativ, links etc.) der Zeitung.


Arbeitsaufträge (gruppenbezogen, Gruppen 4-6)


Thema 4. Journalisten als NS-Sprachrohr

  1. Informieren Sie sich anhand AB1 und AB4 über das „Schriftleitergesetz“ (4.10.1933).

  2. Zitieren Sie Pressestimmen zum Schriftleitergesetz, nutzen Sie hierzu http://pressechronik1933.dpmu.de (unter Kalendereintrag: 5.10.1933).

  3. Diskutieren Sie, warum das Gesetz so positiv aufgenommen wird.


Thema 5. Zerstörung der Vielfalt

a) Lebensläufe

  1. Informieren Sie sich anhand AB1 über „Ausbürgerung“.

  2. Recherchieren Sie die Biographien von Prominenten der Weimarer Republik. Klären Sie dabei, wann und warum diese ausgebürgert oder mit Berufsverbot belegt wurden. Recherchieren Sie mindestens: Albert Einstein, Theodor Wolff, Clara Schuch und Carl von Ossietzky.

b) Die Bücherverbrennungen (insbesondere: 10.05.1933)

  1. Informieren Sie sich anhand AB1 und http://www.buecherverbrennung33.de über die Bücherverbrennung.

  2. Recherchieren Sie im Internet die „Feuersprüche“ und notieren Sie einige.


Thema 6. Gegenengagement und dessen Niederschlagung

  1. Informieren sie sich anhand AB5 über die Veranstaltung „Das freie Wort“ (19.02.1933).

  2. Recherchieren Sie weitere Informationen zur Veranstaltung im Internet.

  3. Zitieren Sie Pressestimmungen im Internet zur Veranstaltung nutzen sie hierzu http://pressechronik1933.dpmu.de (unter Kalendereintrag: 20.02.1933)

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