Rechtsextremismus: Abschaffung der Vielfalt heute
Unterrichtsmodul 3 (2 Unterrichtsstunden)
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Informationen für LehrerInnen zu diesem Modul
+Thematische Einführung: Rechtsextreme Agitation und Argumentation ist für den Laien zum Teil schwer entschlüsselbar. Grund ist zum einen, dass aufgrund der Angst vor strafrechtlichen Konsequenzen, bestimmte Positionen von den Rechtsextremen öffentlich nicht direkt ausgesprochen werden. Zum anderen versuchen Rechtsextreme, werbend breitere Bevölkerungsschichten anzusprechen. Daher setzen sie darauf, Positionen zu verschleiern. So verstehen „Insider“ etwa, wenn von der „Ostküste der USA“ gesprochen wird, dass es sich hier um eine antisemitische Anspielung handelt. Uneingeweihte überhören diese Anspielung jedoch oder verstehen sie als Antiamerikanismus (was sie ebenfalls ist), weil sie den Sprachduktus der extremen Rechten nicht kennen.
Tatsächlich stellen Rechtsextreme selbst Verstöße gegen die Menschenrechte, wie diskriminierende Äußerungen und Taten, als Recht auf „Meinung“ oder legitime „Gesinnung“ dar. Die Forderung nach dem „Recht zu diskriminieren“ wird als tapferer Tabubruch oder als Notwehrhandlung initiiert. Erst die Analyse rechtsradikaler Argumentation macht die tatsächlichen Anliegen der Rechtsextremen sichtbar: Es geht um die Durchsetzung der eigenen völkischen Ideologie, die Ausschaltung anderer Meinungen und die Negierung individueller und demokratischer Rechte. Ob Meinung, Mensch, Medien oder demokratisches System – alles, was nicht rechtsextrem ist, wird als feindlich und illegitim diskreditiert.
Methodisch-didaktische Hinweise: Es zeigt sich im Klassenzimmer: Von Schülern werden die rechtsextremen Inhalte der Argumentation, etwa der NPD, häufig nicht erkannt. Ein kompetent-kritischer Umgang mit der extremen Rechten erfordert Vor-Kenntnisse. Die Unterrichtseinheit hat zum Ziel, Schüler im Erkennen extrem rechter Inhalte und Agitationsstrategien zu schulen. Ein besonderer Schwerpunkt wird auf das Thema „Medien“ (Presse- und Meinungsfreiheit) gesetzt. Über ein abrufbares Fachwissen im Unterricht hinaus, lernen Schüler den kritischen Umgang mit politisch-ideologischen (Text-/Medien-)Inhalten.
1. Unterrichtsstunde: In der ersten Unterrichtsstunde vergleichen die Schülerinnen zwei NPD-Texte und beziehen sie auf das in der Unterrichtseinheit 2 erarbeitete Ideologie-Raster.
Sie ordnen die Zitate aus den Texten (Auszüge aus dem NPD-Parteiprogramm und aus einer NPD-Schulungsbroschüre für Kader) den bereits zuvor erarbeiteten Bestandteilen rechtsextremer Ideologien zu. Abschließend werden die Ergebnisse im Klassenverbund verglichen, Gründe für die unterschiedlichen Formulierungen herausgearbeitet sowie die Wirkung der Äußerungen auf die Rezipienten diskutiert.
2. Unterrichtsstunde:An einem konkreten Fallbeispiel wird der Ruf der (Neo-)Nazis nach „Meinungsfreiheit“ als widersinnig und Teil extrem rechter Diskursstrategie entlarvt. Die Schüler lernen den Fall (rassistischer und neonazistischer Übergriff in einer Kleinstadt) kennen, analysieren die Argumentation der NPD zum Fallbeispiel (Rede NPD-Vorsitzender im Sächsischen Landtag) und setzen tatsächliches Geschehen, NPD-Argumentation und NPD-Parteiprogramm in Beziehung. Dabei erkennen die Schüler die Grundüberzeugungen der extremen Rechten in der Argumentation. Abschließend halten die Schüler ihre Erkenntnisse über die Ansinnen und Strategien der Rechtsextremen in eigenen Worten (einem Essay) fest.
Praktische Hinweise
Der Einsatz der Unterrichtseinheit 3 erfordert Vorkenntnisse zu rechtsextremen Ideologien. Daher empfiehlt sich ein eigenständiger Einsatz nur, wenn die Schülerinnen oder Studierenden bereits Kenntnisse über den Rechtsextremismus haben. Die Unterrichtseinheit lässt sich jedoch ideal im Anschluss an die Unterrichtseinheit 2 einsetzen.
Schritte: Erste Unterrichtseinheit
1. Verteilen Sie die Arbeitsblätter, inklusive der Tabelle an alle Schülerinnen. Die Schüler arbeiten in Einzel- oder Partnerarbeit.
2. Abschließend werden die Ergebnisse im Klassenverbund vorgestellt und diskutiert. Es werden Gründe für die unterschiedlichen Formulierungen der NPD je nach Zielgruppe genannt. Schließlich sollen die Schüler beurteilen, welche Form der Darstellung der rechtsextremen Ideologie, sie für gefährlicher halten.
Schritte: Zweite Unterrichtseinheit
1. Verteilen Sie die Arbeitsblätter. Die Schüler arbeiten in Einzel- oder Partnerarbeit. Sie analysieren die Texte und tragen die Ergebnisse stichpunktartig in einer Tabelle zusammen.
2. Abschließend verfassen die Schülerinnen einen Essay, in dem Sie die Ergebnisse der Unterrichtseinheiten (1-3 oder 2-3) in eigenen Worten darstellen.
Der Essay kann als Hausaufgabe (zu Ende) geschrieben werden.
Unterrichtsstunde 1, Arbeitsaufträge (alle)
Strategische Agitation
1. Arbeiten Sie aus den Texten „Auszüge aus dem NPD-Parteiprogramm“ (AB1) und „Auszüge aus einer Schulungsbroschüre für NPD-Funktionäre“ (AB2) Belege für eine rechtsextreme Ideologie heraus. Eine Übersicht über die Ideologieelemente finden Sie auf dem Arbeitsblatt 3 (AB3). Tragen Sie gefundene Textbelege in die Tabelle ein.
2. Vergleichen Sie die Aussagen und den Sprachstil der Textbelege aus dem NPD-Parteiprogramm und der Schulungsbroschüre für NPD-Funktionäre. Notieren Sie stichpunktartig, worin sie sich unterscheiden.
3. Diskutieren Sie mögliche Gründe für die unterschiedlichen Formulierungen. (Unterrichtsgespräch)
4. Erläutern Sie, welche Form der Darstellung der extrem rechten Ideologie Sie für gefährlicher halten. (Unterrichtsgespräch)
Unterrichtsstunde 2, Arbeitsaufträge (alle)
Für die Pressefreiheit?
1. Arbeiten Sie aus den Textauszüge (AB1) das Medien-Bild der NPD heraus. Tragen Sie charakteristische Zitate in die Tabelle auf dem Arbeitsblatt 2 (AB2) ein.
2. Machen Sie sich auf dem Arbeitsblatt 2 (AB2) zudem Notizen zu folgenden Fragen (Textauszug 1): Wer erscheint als Täter, wer als Opfer? Was wird der vermeintlichen Tätergruppe unterstellt? Was zeichnet die Opfergruppe aus?
3. Tragen Sie die Forderungen der NPD (Textauszug 2) zusammen. Notieren Sie die Forderungen stichpunktartig in der Tabelle auf dem Arbeitsblatt 2 (AB2).
4. Verfassen Sie einen Essay zum Thema „Rechtsextreme – Für oder gegen Pressefreiheit?“
Nutzen Sie dabei Ihre in der Unterrichtseinheit erworbenen Kenntnisse. Beziehen Sie sich zum Beispiel in Ihrer Darstellung und Argumentation auf:
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das Medienbild der NPD
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die Forderungen aus dem NPD-Parteiprogramm
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Bestandteile rechtsextremer Ideologien
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den nationalsozialistischen Umgang mit der Presse (u.a. Schriftleitergesetz und Goebbels-Rede)